Da sich die Gemeinde Ottendorf a.d.R. aus vier Teilen zusammensetzt, sollte dies im Wappen ausgedrückt werden. Die heraldische Form hierfür ist die sogenannte Vierung, wobei der Wappenschild durch waagrechte Teilung und senkrechte Spaltung in vier Felder zerlegt wird, die aber aneinander geschoben ein Ganzes bilden, so die Einheit der Gemeinde veranschaulichend. Betont werden die vier Katastralgemeinden durch vier Kleeblätter. Diese wurden im Hinblick auf die geschichtliche Vergangenheit gewählt.
Die Mindorfer auf Feistritz, das sie 1493 durch Kaiser Friedrichs III. Truchsessen Christoph von Mindorf erworben hatten, führten als Wappenfigur ein Kleeblatt. Der geschichtliche Bezug zu den Walseern scheint wegen des großen Leides, das sie durch ihre Fehden über das Gebiet brachten, nicht angezeigt, und das Seeblatt der Wildonier ist schon vergriffen, da es die Nachbargemeinde Breitenfeld in ihrem Wappen führt. Zugleich zeigen die Kleeblätter, die aus den Kreuzarmen wachsen an, dass das Kreuz Christi noch nicht voll aufgedeckt in goldenem Glanz sichtbar geworden ist. Das Kreuz ist das Sinnbild der hl. oströmischen Kaiserin Helena zu Konstantinopel, der die Auffindung des wahren Kreuzes Christi zugeschrieben wird. Ihre Verehrung ist in der Steiermark äußerst selten; so stellt neben St. Helena bei Neumarkt in der Gemeinde Mühlen die Kirche zu Ottendorf die einzige Helena-Kirche in der Steiermark dar. Die Verehrung dieser Heiligen steht eindeutig mit der Kreuzzugsbewegung in Zusammenhang. Von Ulrich von Stubenberg, dem Sohn Wulfings, ist bekannt, dass er am Kreuzzug von 1202-1204 teilgenommen hatte. Schon 1197 hatte Herrand von Wildon, Herr auf der Riegersburg, seine Kirche zu Übersbach dem Johanniterorden gestiftet, der zur Betreuung der Kreuzfahrer gegründet worden war. Die Urkunde von 1228, in der Ulrich von Praitenpach als Zeuge genannt wird, wurde gleichsfalls für diesen Orden ausgestellt. Kein anderes steirisches Tal wie das Rittscheintal hat derart viele frühe Bezüge zur Kreuzzugsbewegung. Deshalb kann die Errichtung der St. Helena- Kapelle beim Hof zu Ottendorf noch zur Zeit, als die Kreuzzugsbewegung lebendig war, angenommen werden, wenn sie als Gutshofkapelle mit einem alten Friedhof auch erst spät erwähnt wird und 1477 einen Neubau erfahren hat.
Die Farben Ostroms waren Gold und Purpur; die Herrfahne hatte anstatt Purpur Rot. Deshalb trat im Wappen von Ottendorf anstelle von Purpur Rot, damit auch den heraldischen Regeln in der Farbgebung entsprechend. Unter den Armen des Kreuzes stehen gleichsam die einzelnen Teile, aus der sich die Gemeinde zusammensetzt, wenn auch nicht die ganze Gemeinde zur Pfarre zählt. Durch das in den Farben verwechselte Kreuz wird die Teilung und Spaltung des Schildes gemildert, so die neu gefundene Einheit betonend. Erkennbar ist, abgesehen vom religiösen Sinn des Kreuzes, die Waagrechte und die Senkrechte, auf der die Ordnung der Welt beruht. Das Achsenkreuz als Windrose ist das Zeichen der Erde; Waage und Lot bewirken rechtes Maß und Ordnung. Die Ordnung der Welt im Großen, für jeden einzelnen im Kleinen und für jedes Gemeinwesen im eigenen Bereich gilt es zu verwirklichen.
“Von Rot und Gold gevierter Schild, darin farbverwechselt ein geviertes Kreuz, aus dessen Armen je ein Kleeblatt wächst, ins erste Feld nach rechts, ins zweite nach oben, ins dritte nach unten uns ins vierte Feld nach links.“
So lautet die Beschreibung des Wappens, das der Gemeinderat Ottendorf an der Rittschein in seiner Sitzung vom 12.3.1990 einstimmig beschlossen hat und beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung um Verleihung des Rechtes zur Führung dieses Wappens eingereicht hat.
Heinrich Purkathofer